Bremsen entlüften oder Bremsflüssigkeit wechseln: Welche Option ist die richtige?

Ihre Bremsen sind das wichtigste Sicherheitssystem in Ihrem Fahrzeug. Damit sie zuverlässig funktionieren, müssen der Bremsdruck und die Bremsflüssigkeit optimal sein. Doch wenn es um die Wartung der Bremsanlage geht, stehen Sie oft vor der Wahl: Bremsen entlüften oder die Bremsflüssigkeit komplett wechseln? Beide Verfahren haben ihren Zweck, doch welches ist die richtige Wahl für Ihre Bedürfnisse? Hier erfahren Sie alles, was Sie darüber wissen müssen.

Eine korrekt funktionierende Bremsanlage kann im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden. Die Bremsflüssigkeit spielt dabei eine zentrale Rolle, da sie den hydraulischen Druck vom Bremspedal zu den Bremsen an den Rädern überträgt. Doch mit der Zeit kann die Bremsflüssigkeit durch Feuchtigkeit und Verschmutzungen ihre Wirkung verlieren, was die Bremsleistung negativ beeinflusst. Um diesem Problem entgegenzuwirken, gibt es zwei Verfahren zur Wartung der Bremsflüssigkeit: das Entlüften der Bremsen und das Spülen des gesamten Bremssystems. Doch welches dieser Verfahren ist für Ihr Fahrzeug die richtige Wahl?

Warum ist Bremsflüssigkeit so wichtig?

Die Bremsflüssigkeit erfüllt in der Bremsanlage mehrere wichtige Funktionen:

  1. Kraftübertragung: Sie überträgt den Druck vom Bremspedal zu den Bremsbelägen oder -backen, um das Fahrzeug zu verlangsamen oder zu stoppen.
  2. Schmierung: Sie schmiert die beweglichen Teile im Hydrauliksystem.
  3. Korrosionsschutz: Sie schützt die metallischen Komponenten vor Rost und Korrosion.

Damit die Bremsanlage zuverlässig funktioniert, muss der Füllstand der Bremsflüssigkeit korrekt sein und die Flüssigkeit muss in einwandfreiem Zustand sein. Der Bremsflüssigkeitsbehälter befindet sich in der Regel unter der Motorhaube, und die genauen Anweisungen zur Kontrolle finden Sie in der Bedienungsanleitung Ihres Fahrzeugs. Verwenden Sie immer den empfohlenen Bremsflüssigkeitstyp.

Wann muss die Bremsflüssigkeit gewartet werden?

Die Wartung der Bremsanlage gehört zu den regelmäßigen Inspektionsarbeiten, die vom Fahrzeughersteller vorgeschrieben sind. Die meisten Hersteller empfehlen eine Wartung der Bremsen alle 40.000 bis 60.000 Kilometer oder alle zwei Jahre. In diesem Rahmen wird die Bremsflüssigkeit entweder entlüftet oder komplett gewechselt.

Es gibt zwei Hauptgründe, warum Bremsflüssigkeit mit der Zeit ihre Qualität verliert:

1. Feuchtigkeitsaufnahme

Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch, das heißt, sie zieht Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft an. Diese Feuchtigkeit kann die Bremsleistung beeinträchtigen, da Wasser einen niedrigeren Siedepunkt als Bremsflüssigkeit hat. Während Bremsflüssigkeit bei etwa 200 °C oder höher siedet, beginnt Wasser bereits bei 100 °C zu kochen. Dadurch entstehen Gasblasen in den Bremsleitungen, was zu einem weichen oder „matschigen“ Bremspedalgefühl führt und die Bremsleistung verringert.

Zudem kann Feuchtigkeit in den Bremsleitungen Korrosion verursachen, was langfristig zu Schäden an den metallischen Komponenten führt und die Bremswirkung beeinträchtigt.

2. Verunreinigungen

Bremsflüssigkeit kann auch Schmutz und Ablagerungen aufnehmen, entweder aus der Umgebungsluft oder durch den Verschleiß anderer Komponenten im Bremssystem. Wenn Sie häufig stark bremsen oder aus hohen Geschwindigkeiten stoppen, kann die dabei entstehende Hitze die Bremsflüssigkeit abbauen und ihre Farbe verdunkeln.

Bremsen entlüften vs. Bremsflüssigkeit wechseln: Was ist der Unterschied?

Bremsen entlüften

Das Entlüften der Bremsen ist ein Verfahren, bei dem Luftblasen aus den Bremsleitungen entfernt werden. Dies geschieht, indem neue Bremsflüssigkeit durch die Leitungen gepumpt wird, um vorhandene Luft herauszuspülen. Dies kann entweder von einer Person mit einer externen Handpumpe oder von zwei Personen mit dem Bremspedal durchgeführt werden. Jeder der vier Bremsen wird einzeln entlüftet, wobei eine Entlüftungsschraube an jedem Bremssattel oder Radzylinder verwendet wird.

Das Entlüften der Bremsen ist sinnvoll, wenn:

  • Luftblasen in das Bremssystem eingedrungen sind.
  • Die Bremsleistung schwach oder das Bremspedalgefühl weich ist.
  • Einzelne Bremskomponenten ausgetauscht wurden, z. B. Bremssättel oder Bremsleitungen.

Vorteile des Entlüftens:

  • Kostengünstiger als ein kompletter Wechsel der Bremsflüssigkeit.
  • Schnell durchführbar bei kleineren Problemen.

Bremsflüssigkeit wechseln (Bremsen spülen)

Das Spülen der Bremsanlage geht einen Schritt weiter als das Entlüften. Hier wird die gesamte alte Bremsflüssigkeit aus dem System entfernt und durch neue, saubere Flüssigkeit ersetzt. Dies erfolgt meist mit einem speziellen Gerät, das die neue Bremsflüssigkeit unter Druck durch das System presst, bis nur noch saubere Flüssigkeit austritt.

Das Spülen der Bremsen ist sinnvoll, wenn:

  • Die Bremsflüssigkeit stark verschmutzt oder dunkel gefärbt ist.
  • Das Fahrzeug die vom Hersteller empfohlene Wartungsfrist überschritten hat.
  • Es Anzeichen für Feuchtigkeit oder Korrosion im System gibt.

Vorteile des Spülens:

  • Entfernt alle Verunreinigungen und Feuchtigkeit aus dem System.
  • Stellt die optimale Bremsleistung wieder her.

Wann sollten Sie sich für welches Verfahren entscheiden?

Was empfiehlt der Hersteller?

Werfen Sie einen Blick in die Bedienungsanleitung oder das Serviceheft Ihres Fahrzeugs. Wenn der Hersteller kein regelmäßiges Spülen der Bremsanlage empfiehlt und Sie die Wartungsintervalle eingehalten haben, reicht das Entlüften oft aus. Viele moderne Fahrzeuge mit ABS (Antiblockiersystem) sind so konstruiert, dass das Bremssystem komplett versiegelt ist, um Feuchtigkeit fernzuhalten.

Zeichen für Bremsprobleme

Achten Sie auf folgende Anzeichen, die auf Probleme mit der Bremsflüssigkeit hinweisen könnten:

  • Weiches oder schwammiges Bremspedal: Ein Zeichen für Luftblasen im System.
  • Längere Bremswege: Ein Hinweis auf nachlassende Bremsleistung.
  • Dunkle oder verschmutzte Bremsflüssigkeit: Dies weist auf Verunreinigungen hin.

In diesen Fällen ist es ratsam, die Bremsanlage von einem Mechaniker überprüfen zu lassen. Wenn die Bremsflüssigkeit stark abgenutzt oder verunreinigt ist, kann ein vollständiger Wechsel (Spülung) die Bremsleistung wiederherstellen.

Fazit: Nicht immer ist ein Wechsel der Bremsflüssigkeit notwendig

Viele Werkstätten empfehlen ein Spülen der Bremsanlage bei jeder Inspektion, da dies ein lukratives Geschäft ist. Wenn der Hersteller Ihres Fahrzeugs es nicht vorschreibt und keine Bremsprobleme auftreten, ist ein Spülen in der Regel nicht notwendig. Ein Entlüften der Bremsen reicht in den meisten Fällen aus, um die Bremsleistung zu erhalten.

Dennoch gilt: Bei Zweifeln oder Anzeichen von Bremsproblemen sollten Sie immer einen Fachmann konsultieren. Ihre Sicherheit im Straßenverkehr hängt von einem einwandfrei funktionierenden Bremssystem ab.

Was ist der Unterschied zwischen Bremsen entlüften und Bremsflüssigkeit wechseln?

Beim Bremsen entlüften wird nur ein Teil der Bremsflüssigkeit durch das System gepumpt, um Luftblasen zu entfernen. Beim Bremsflüssigkeit wechseln (Bremsen spülen) wird die gesamte alte Flüssigkeit ausgetauscht und durch neue, saubere Flüssigkeit ersetzt. Ein Wechsel ist gründlicher und entfernt auch Verunreinigungen.

Wie oft sollte man die Bremsflüssigkeit wechseln oder entlüften lassen?

Die meisten Hersteller empfehlen einen Wechsel der Bremsflüssigkeit alle 2 Jahre oder alle 40.000 bis 60.000 Kilometer. Das Entlüften der Bremsen sollte durchgeführt werden, wenn Luft ins System gelangt ist oder Bremskomponenten ausgetauscht wurden.

Woran erkenne ich, dass meine Bremsflüssigkeit gewechselt werden muss?

Typische Anzeichen sind ein weiches oder schwammiges Bremspedal, längere Bremswege oder eine dunkle, verschmutzte Bremsflüssigkeit. Wenn Sie solche Symptome bemerken, sollten Sie die Bremsanlage sofort überprüfen lassen.

Kann ich die Bremsflüssigkeit selbst wechseln oder entlüften?

Das Entlüften der Bremsen kann von Personen mit guten Kenntnissen des Bremssystems selbst durchgeführt werden. Ein kompletter Wechsel der Bremsflüssigkeit erfordert jedoch spezielle Geräte und Fachwissen und sollte am besten von einem Mechaniker vorgenommen werden.

Warum ist Feuchtigkeit in der Bremsflüssigkeit gefährlich?

Feuchtigkeit senkt den Siedepunkt der Bremsflüssigkeit. Bei hohen Temperaturen können Wasserblasen entstehen, was zu einem weichen Bremspedal und Bremskraftverlust führt. Außerdem kann Feuchtigkeit zu Korrosion der Metallteile im Bremssystem führen.

Was passiert, wenn ich meine Bremsflüssigkeit nicht warte?

Ungewartete Bremsflüssigkeit kann zu Luftblasen, Korrosion und Verunreinigungen im System führen. Dies verringert die Bremsleistung, erhöht die Bremswege und kann im schlimmsten Fall zu einem vollständigen Ausfall der Bremsen führen.

Ist das Spülen der Bremsanlage immer notwendig?

Nein, das Spülen der Bremsanlage ist nicht immer erforderlich. Wenn der Hersteller es nicht vorschreibt und die Bremsflüssigkeit sauber ist, reicht ein Entlüften in der Regel aus. Ein Spülen ist sinnvoll, wenn die Flüssigkeit stark verunreinigt oder überaltert ist.

Wie viel kostet ein Bremsenwechsel oder eine Bremsenentlüftung?

Das Entlüften der Bremsen kostet in der Regel zwischen 50 und 100 Euro, während ein kompletter Wechsel der Bremsflüssigkeit etwa 100 bis 200 Euro kosten kann. Die Preise variieren je nach Fahrzeugtyp und Werkstatt.

Kann ich verschiedene Arten von Bremsflüssigkeit mischen?

Nein, es ist wichtig, nur die vom Hersteller empfohlene Bremsflüssigkeit zu verwenden. Unterschiedliche Typen haben verschiedene chemische Zusammensetzungen und Eigenschaften. Das Mischen kann die Bremsleistung beeinträchtigen und Schäden verursachen.

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